75 Jahre Kreisfeuerwehrverband Heidenheim e.V. : Ein Jubiläum im Zeichen von Tradition, Gegenwart und Zukunft
Ort: Heidenheim
Datum / Uhrzeit: 22.11.2024
HEIDENHEIM(sam) Am vergangenen Wochenende feierte der Kreisfeuerwehrverband Heidenheim e.V. sein 75-jähriges Bestehen. Im festlich geschmückten Kommunikationszentrum der Paul Hartmann AG kamen Vertreter der Feuerwehren, der Politik und anderen Hilfsorganisationen zusammen, um auf die bewegte Geschichte des Verbands zurückzublicken, die Gegenwart zu würdigen und einen Blick in die Zukunft zu werfen.
Nach der musikalischen Eröffnung durch den Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Giengen an der Brenz unter der Leitung von Kreisstabführer Daniel Ratter eröffnete Hans-Frieder Eberhardt, der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands, den Festakt. In seiner Rede führte er die Gäste auf eine Reise durch die Geschichte des Verbands, der 1949, inmitten der Nachkriegswirren, gegründet wurde.
„1949 war ein geschichtsträchtiges Jahr“, begann Eberhardt. Er erinnerte an die Gründung der Bundesrepublik Deutschland und das Inkrafttreten des Grundgesetzes – Eine Zeit des Neubeginns, auch für die Feuerwehren des Landkreises. In einer Phase, in der existenzielle Herausforderungen dominierten, erkannten die Gründungsväter des Kreisfeuerwehrverbands die Notwendigkeit einer gemeinsamen Interessenvertretung. „Das war nicht zwangsläufig, sondern zeugt von Weitsicht“, betonte Eberhardt.
Eberhardt schilderte, wie sich das Verbandswesen seit der Gründung des Deutschen Feuerwehrverbands 1853 entwickelte, jedoch in der NS-Zeit durch die Eingliederung der Feuerwehren in die Polizei zerschlagen wurde. Die Wiedergründung nach dem Krieg sei ein Zeichen für die Wiederherstellung demokratischer Strukturen gewesen. „Das muss uns heute eine Mahnung sein, allen unsere Demokratie in Frage stellenden Kräften entschieden entgegenzutreten“, sagte der Vorsitzende.
Eberhardt ging auch auf die zentralen Errungenschaften des Verbands ein, wie beispielsweise die Verhandlungen mit der Unfallkasse Baden-Württemberg zur Verbesserung der Absicherung von Feuerwehrangehörigen. Ein besonderes Anliegen des Verbands sei die „Feuerwehrrente“, ein Projekt, das noch auf Umsetzung warte. „Wir müssen dicke Bretter bohren, aber mit Beharrlichkeit und Kooperationswillen ist ein Modell denkbar, das unseren Ehrenamtlichen die verdiente Altersabsicherung bietet“, zeigte sich Eberhardt zuversichtlich.
Ab 01. Januar 2025 tritt die neue Verwaltungsvorschrift „Z-Feu“ in Kraft, welche zusammen mit dem Innenministerium und den kommunalen Spitzenverbänden zu einem Paradigmenwechsel in der Förderung führe, so Eberhardt, indem nämlich nunmehr, neben den bisher gewährten Pauschalen, eine Harmonisierung der Förderbeträge durch eine stringente Einführung von Festbeträgen beinhaltet sei, welche durch die Aufnahme von Rahmenverträgen zur Beschaffung von Feuerwehrfahrzeugen den Kommunen das Leben erleichtern werde. Die Anwendung der zielgerichteten Förderung mache hierbei in vielerlei Hinsicht Sinn: Es lassen sich wirtschaftliche Angebote erzielen, die zudem mit einem Fördersatz von 40 % gefördert werden. Das Verfahren der Rahmenverträge wirkt entbürokratisierend, weil es sowohl die Verwaltungen als auch das Ehrenamt entlastet, es aber vor allem zu einer Harmonisierung und Standardisierung von Technik, Taktik und Ausbildung beitrage.
Besorgt äußerte sich der Vorsitzende über die schleppende Entwicklung im Katastrophenschutz. Ereignisse wie extreme Wetterlagen, Stromausfälle oder gar kriegerische Konflikte seien heute wahrscheinlicher denn je, doch die Vorbereitungen hinkten hinterher. „Unsere Organisationen im Bevölkerungsschutz erwarten zielgerichtete Vorgaben und finanzielle Ausstattung“, mahnte er.
Es folgten Grußworte und Glückwünsche von Heidenheims Bürgermeisterin Simone Maiwald, der Landtagsabgeordneten Clara Resch (GRÜNE) und dem Landtagsabgeordneten Andreas Stoch (SPD). Gastredner Oliver Kubitza vom Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg führte die Anwesenden, als Spezialist für Feuerwehrgeschichte, auf eine Zeitreise zurück bis zu den frühen Anfängen der ersten organisierten Feuerwehren und Verbänden.
Der Verband als bedeutendes Bindeglied
„Ein Jubiläum, auf das man mit Stolz blicken kann“, begann Polta seine Festrede, mit der er die Arbeit der Feuerwehrkameradinnen und -kameraden sowie der Verantwortlichen im Verband würdigte. Der Kreisfeuerwehrverband sei ein bedeutendes Bindeglied zwischen den Gemeindefeuerwehren, dem Kreisbrandmeister und der Landkreisverwaltung. Besonders hob Polta die Leistungen der über 1.500 aktiven Feuerwehrleute in den Freiwilligen Feuerwehren, Werkfeuerwehren, Jugendfeuerwehren und Altersabteilungen hervor, die durch den Verband in ihrer Arbeit unterstützt und organisiert werden. Der Kreisfeuerwehrverband sei jedoch hierbei weit mehr als eine Dachorganisation: Er diene als starker Partner für Kommunen und Hilfsorganisationen, fördert die Aus- und Weiterbildung sowie die Jugendarbeit und sorgt für eine enge Zusammenarbeit im Brand- und Katastrophenschutz. „Das Wort ‚Verbindung‘ steht im Zentrum des Wirkens dieses Verbandes“, betonte Polta.
Eine Erfolgsgeschichte seit 1949
In seiner Rede zeichnete Polta den historischen Werdegang des Kreisfeuerwehrverbands nach. Die Gründung erfolgte 1949 in einer Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Damals war es notwendig, neue Strukturen zu schaffen und die Grundlage für eine moderne Feuerwehrorganisation zu legen. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich der Verband kontinuierlich weiter. Die 1970er Jahre brachten durch die Kreisgebietsreform große Herausforderungen, die jedoch durch Kompromissbereitschaft und kameradschaftliches Engagement gemeistert wurden. Auch die fortschreitende Professionalisierung und Einführung neuer Technologien in den 1970er und 1980er Jahre trugen zur heutigen Leistungsfähigkeit der Feuerwehren bei.
Polta betonte, dass der Kreisfeuerwehrverband nicht nur für die Feuerwehren selbst, sondern für den gesamten Landkreis von großer Bedeutung sei. Dabei spiele die Organisation eine zentrale Rolle bei der Ausbildung und Förderung neuer Mitglieder, insbesondere in der Jugendfeuerwehr.
Die Zusammenarbeit zwischen Landkreis und Verband sei hervorragend, so Polta, nicht nur im Bereich des Brand- und Katastrophenschutzes. So ist der Kreisfeuerwehrverband seit 2017 ein Kooperationspartner des Landkreises in der Aktion „Aktiv für den Kinderschutz – kinder- und familienfreundlicher Landkreis Heidenheim“.
Blick in die Zukunft: Herausforderungen und Lösungen
Angesichts aktueller globaler Entwicklungen wie des Klimawandels, technischer Neuerungen und gesellschaftlicher Veränderungen stehen die Feuerwehren vor neuen, komplexen Aufgaben. Polta skizzierte die großen Herausforderungen: zunehmende Starkregenereignisse, Vegetationsbrände und die Gefahr langanhaltender Stromausfälle. Diese erfordern umfangreiche Notfallplanungen, wie die Sicherstellung von Kommunikation und Stromversorgung in Krisenfällen. Hierbei unterstütze der Landkreis, um sich diesen Herausforderungen zu stellen. Dazu gehören beispielsweise die Anschaffung von Satellitentelefonen, die Erstellung von Krisenplänen und die Entwicklung eines Wald- und Vegetationsbrandkonzepts in Kooperation mit der unteren Forstbehörde.
Ehrenamt als Vorbild jüngerer Generationen
Besondere Aufmerksamkeit widmete Polta dem freiwilligen Engagement der Feuerwehrmitglieder. Dieses sei ein unverzichtbares Element einer funktionierenden Gesellschaft. „Sie leisten Großes, indem Sie Tag und Nacht bereitstehen, um Schäden zu minimieren, Gefahren abzuwenden und Leben zu retten“, so Polta. Er betonte, dass das Ehrenamt nicht nur für die Gemeinschaft von unschätzbarem Wert sei, sondern auch als Vorbild für die jüngere Generation diene. Aber auch die Rolle der Familien und Partner der Feuerwehrangehörigen wurde durch den Landrat hervorgehoben – Sie seien die stillen Helden im Hintergrund, die den Einsatzkräften den notwendigen Rückhalt gäben, um ihre herausfordernden Aufgaben zu meistern.
Zum Abschluss seiner Rede überreichte Landrat Polta dem Kreisfeuerwehrverband eine Dankurkunde sowie eine Geldspende. Diese Geste sei ein Symbol der Anerkennung für die geleistete Arbeit und die unverzichtbare Rolle des Verbandes für die Sicherheit und das Wohl der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis.
Ehrung für Landrat Polta: „Ein Macher, der nicht vor Entscheidungen zurückschreckt“
Zum Abschluss des Festaktes wurde Landrat Peter Polta für seine außerordentlichen Verdienste im Bevölkerungsschutz und seine enge Zusammenarbeit mit den Feuerwehren des Landkreises mit dem Ehrenkreuz des Kreisfeuerwehrverbandes in Gold geehrt.
„Herr Landrat Polta ist ein Mann, der nicht vor schwierigen Entscheidungen zurückweicht und stets Lösungen für die drängendsten Probleme findet“, betonte Hans-Frieder Eberhardt in seiner Laudatio. Vor fünf Jahren, am 30. November 2019, nahm Polta als Erster Landesbeamter an der Feier zum 70-jährigen Bestehen des Kreisfeuerwehrverbands teil. Nur einen Tag später trat er sein Amt als Landrat des Landkreises Heidenheim an. „Seit dieser Zeit jagt eine Krise die nächste“, so Eberhardt. Pandemie, Ukraine-Krieg, Gasmangellage und Blackout-Szenarien – Polta habe diese Herausforderungen nicht nur bewältigt, sondern sei ihnen mit Weitblick und Tatkraft begegnet.
Eberhardt erinnerte an Poltas Leistungen in der Flüchtlingskrise 2015/2016, als er als Erster Landesbeamter bereits die Fäden in der Hand hielt. Als Landrat bewies er erneut Handlungsstärke: Während der Corona-Pandemie ließ Polta ein Notfallkrankenhaus im Congress Centrum Heidenheim einrichten und später ein Impfzentrum an gleicher Stelle organisieren. Beides geschah, um die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises effektiv zu schützen und die medizinische Versorgung zu gewährleisten.
Auch im Zuge der Flüchtlingswelle aus der Ukraine zeigte Polta rasches Handeln: Die Landkreishalle in Heidenheim wurde auf seine Initiative hin zur Übergangsunterkunft für Kriegsflüchtlinge umfunktioniert.
Neben seinem Krisenmanagement würdigte Eberhardt auch Poltas enge Zusammenarbeit mit den Feuerwehren und dem Verband im Landkreis. „Sie begegnen uns immer auf Augenhöhe“, sagte er. Polta unterstütze Projekte des Kreisfeuerwehrverbands nicht nur aktiv, sondern auch finanziell – ein Engagement, für das der Verband ihm ausdrücklich dankbar sei.