Heidenheim: Herausforderungen und Zukunftsaussichten - Feuerwehr wirft Schlaglicht auf drängende Themen


Ort: Heidenheim
Datum / Uhrzeit: 03.05.2024


HEIDENHEIM(sam) Eine beeindruckende Bilanz präsentierte Kommandant Rainer Spahr bei der Hauptversammlung am vergangenen Freitag im Kommunikationszentrum der Paul Hartmann AG in Heidenheim. Einmal mehr bewies die Feuerwehr im vergangenen Jahr, dass sich rund 50.000 Menschen auf schnelle und professionelle Hilfe im Notfall verlassen können. Doch es scheint so, dass mit jedem Jahr neue und größere Herausforderungen auf die Einsatzkräfte zukommen, wie Spahr in seinem Jahresbericht verlauten ließ.

Im Jahr 2023 verzeichnete die Feuerwehr Heidenheim insgesamt 468 Einsätze. Dabei mussten 84 Feuer gelöscht und 288 Mal technische Hilfe geleistet werden. Rückläufig in der Statistik sind die Fehlalarme, die mit 82 im vergangenen Jahr zu Buche schlugen. Unter dem Stichwort „sonstige Einsätze“ rückten die Einsatzkräfte 14 Mal aus. 56 Personen konnten aus lebensbedrohlichen Lagen gerettet werden.

In seinem Bericht blickte Spahr nicht nur auf das vergangene Jahr im Feuerwehrwesen zurück, sondern wagte auch einen Ausblick auf die kommenden Jahre und die sich abzeichnenden Entwicklungen.

Belastung der Ehrenamtlichen steigt

Zwar konnte durch die Umsetzung des Brandschutzbedarfsplans bei den hauptamtlichen Kräften eine stabile Funktionsbesetzung von sechs Einsatzkräften an Werktagen zwischen 7 und 17 Uhr sichergestellt werden,  doch sei man zwingend darauf angewiesen, dass die Einsatzbereitschaft der freiwilligen Einsatzabteilungen in allen Stadtteilen weiterhin funktioniere, so der Kommandant. Dabei zeigen die Auswertungen eine Verschlechterung der Einsatzbereitschaften, insbesondere in Bezug auf die zeitgerechte Verfügbarkeit der Einsatzkräfte und spezifischer Funktionen wie Atemschutzgeräteträger, weshalb immer wieder gewisse Änderungen in der Alarmierung vorgenommen werden müssen.

Ein Problem, das bei mehreren Einsätzen hintereinander auftaucht, sei, dass kein Puffer für Folgeeinsätze zur Verfügung steht. Oft müsse dabei dieselbe Mannschaft mehrmals ausrücken. Speziell zu den Nachtzeiten sei dies eine Belastung, die zwar sehr selten ist, aber nicht mit geltenden Arbeitsschutzregelungen im Einklang stehe. Es ist eine Entwicklung, so der Feuerwehr-Chef weiter,  die speziell bei Städten in dieser Größenordnung auftritt und die mittelfristig nur durch noch mehr Zusammenarbeit zwischen den eigenen Feuerwehrabteilungen, durch die Einbindung von externen Feuerwehren oder auch durch das Hinzuziehen von Werkfeuerwehren gelöst werden könne. „Langfristig wird dies aber nicht zielführend sein. Wenn wir sehen, wie sich die Gesellschaft, die Arbeitsplatzsituation und die Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement entwickelt, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch die bisher so sicher geglaubte Einrichtung einer Freiwilligen Feuerwehr immer mehr ins Wanken kommen wird“.

Als äußerst wertvoll für die Zukunftsfähigkeit der Feuerwehr sieht man in Heidenheim die Jugendfeuerwehr an, die in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen feiert. Der Konkurrenzkampf um die Aufmerksamkeit der Jugendlichen  erfordere jedoch, so Spahr, die Bemühungen weiterhin hochzuhalten und die Jugendfeuerwehr noch attraktiver zu gestalten.

Neue Herausforderungen und explodierende Preise bei Beschaffungen

Kritisch sieht Spahr die geplante Überarbeitung der Landesbauordnung, die zu weniger strengen Brandschutzvorgaben führen könnte. Positiv sehe man hier zwar die beschleunigte, kostengünstigere und unbürokratische Möglichkeit zu bauen, doch führe eine gleichzeitige Reduzierung der bisherigen Brandschutzvorgaben zu neuen Problemen für die Feuerwehr. Änderungen bei Rettungs- und Angriffswegen, vereinfachte Vorgaben für die Feuerwiderstandsfähigkeit von Bauteilen oder der brennbaren Anteile in Baustoffen, stellen die Brandschützer hierbei künftig vor neue Herausforderungen.

Als besorgniserregend beschrieb Spahr die Entwicklung der Kosten bei den Fahrzeugbeschaffungen. Kostet ein Löschfahrzeug im Jahr 2024 mindestens 600.000 Euro, so waren es vor 10 Jahren gerade einmal halb so viel. Ob dies langfristig überhaupt noch zu finanzierend sei, bemerkte Spahr, werde sich zeigen. Aber auch die Lieferzeiten machen eine Planung für Feuerwehr und Kämmerei immer schwieriger: Rund zwei bis drei Jahre vergehen von der Ausschreibung bis zur Lieferung.

Dass moderne Technik Fluch und Segen zugleich sein kann, zeige sich an neuen Sicherheits- und Emissionssystemen für LKWs, so Spahr weiter. „Ein Feuerwehrfahrzeug mit EURO 7, das neben einem brennenden Haus steht oder Abstandswarnsysteme, die ein Fahren in Rettungsgassen oder bei Schneetreiben unmöglich machen – Hierfür fehlt mir das Verständnis“. Ausnahmen seien seitens der Hersteller aktuell wegen der zu kleinen Stückzahlen im Hilfs- und Rettungswesen nicht vorgesehen.

Bewährtes Stellvertreter-Duo im Amt bestätigt

Neben zahlreichen Beförderungen und Ehrungen standen auch Wahlen der stellvertretenden Kommandanten auf der Agenda. Mit großer Mehrheit wurde Steffen Hiller als 1. Stellvertreter und Alexander Zeeb als 2. Stellvertreter für eine weitere Amtsperiode bestätigt.

Ein besonderer Moment an diesem Abend war die Verabschiedung von Hans Hieber aus Kleinkuchen, der nach 47 Dienstjahren verabschiedet wurde. Hieber wurde zudem zum Ehrenmitglied ernannt und empfing unter stehenden Ovationen der Versammlung die Urkunde von Oberbürgermeister Salomo.

Dass an manchen Stellen neue Vorschriften ebenfalls die Stadtverwaltung ein Stück weit lähmen, bestätigte auch Heidenheims Oberbürgermeister Michael Salomo. Auch finanziell werde es künftig schwieriger. Dennoch solle man nicht in Lethargie verfallen, so das Stadtoberhaupt. „Auch kleine Dinge bringen Veränderungen“. Als bestes Beispiel führte er die an diesem Abend 116 ehrenamtlichen Einsatzkräften an, die 116 Mal für ein klares „Ja“ für die Gesellschaft und dem Dienst am Nächsten stehen. „Jeder einzelne hat die Möglichkeit, die Welt ein wenig besser zu machen“.

Von einer „Rundum-sorglos-Mentalität“ sprach auch Kreisbrandmeister Michael Zimmermann in seinen Grußworten, die in Teilen der Gesellschaft Einzug gehalten habe und appellierte an die Eigenverantwortung eines jeden einzelnen. Aber auch in Feuerwehrkreisen sei es angesichts ständig wachsender Herausforderungen enorm wichtig, zusammenzuhalten und die Zusammenarbeit weiter zu vertiefen.

Der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Hans-Frieder Eberhardt,  informierte über die Verbandsarbeit im vergangenen Jahr. Besonderen Wert lege der Verband auf die Aus- und Fortbildung der Feuerwehren im Kreis sowie auf die Vertretung ihrer Interessen als “Stimme und Gewerkschaft” gemeinsam mit dem Landesverband und dem Deutschen Feuerwehrverband. Eberhardt ermutigte die Anwesenden zur regen Teilnahme an den vom Kreisfeuerwehrverband unterstützten Veranstaltungen und gab einen Überblick über anstehende Termine.

Eintritte, Beförderungen, Ehrungen und Verabschiedungen bei der Heidenheimer Feuerwehr

Eintritte:  Martin Gruchot (Abt. Heidenheim), Edvin Farkas, Leonie Hecke, Selin Krizanik (alle Abt. Schnaitheim), Jonathan Hackel, Tim Schmauder (beide Abt. Mergelstetten), Finn Samuel Benker, Simon Eberhard Stork, Fabian Strauß (alle Abt. Oggenhausen), Marco Brettschneider, Max Landgraf, Marie Oechsle (Abt. Großkuchen).

Beförderung zur Feuerwehrfrau / zum Feuerwehrmann: Daniela Baksa (Abt. Mergelstetten), Marie Oechsle (Abt. Großkuchen), Luk Lutz, Andreas Schwenk, Philipp Thurnbauer (alle Abt. Heidenheim), Florian Bürk (Abt. Schnaitheim), Nico Nierichlo, Sven-Hendrik Schmidt (beide Abt. Mergelstetten), Bernhard Perren (Abt. Oggenhausen), Marco Brettschneider (Abt. Großkuchen), Simon Willuweit (Abt. Kleinkuchen)

Beförderung zur Oberfeuerwehrfrau: Tanja Oechsle (Abt. Großkuchen), Lennart Schweigler (Abt. Heidenheim)

Beförderung zum Oberfeuerwehrmann auf Probe: Lennart Schweigler (Abt. Heidenheim)

Beförderung zum Oberfeuerwehrmann: Salim Barati, Achim Buck, Jan Fetzer, Fabian Hauser, Julian Kaufmann, Michael Kraft, Paul Mende, Aaron Römmling (alle Abt. Schnaitheim), Joachim Prax, Michael Tränkle (beide Abt. Mergelstetten) Sascha Danzer, Stefan Pohl (beide Abt. Oggenhausen), Jonas Wörrle (Abt. Großkuchen)

Beförderung zur Hauptfeuerwehrfrau / zum Hauptfeuerwehrmann: Annika Maurer (Abt. Schnaitheim), Philipp Ratter (Abt. Heidenheim)

Beförderung zur Löschmeisterin / zum Löschmeister: Angelika Seebich (Abt. Großkuchen), Felix Antoniuk (Abt. Heidenheim), Andreas Gumper, Peter Gumper (beide Abt. Kleinkuchen)

Beförderung zum Löschmeisterin und Ernennung zum Gruppenführer: Stefan Lieb, Nils Molt (beide Abt. Heidenheim), Niklas Gauder (Abt. Mergelstetten), Nicki Burkhardt (Abt. Oggenhausen), Michael Hross (Abt. Großkuchen)

Beförderung zum Oberlöschmeister: Raphael Weidenbacher (Abt. Mergelstetten), Klaus Hagmeyer (Abt. Oggenhausen)

Beförderung zum Brandmeister und Ernennung zum Zugführer: Tayfun Sari (Abt. Schnaitheim), Michael Thiele (Abt. Mergelstetten)

Beförderung zum Oberbrandmeister: Matthias Jäger (Abt. Schnaitheim)

Beförderung zum Stadtoberbrandmeister: Steffen Grolik (Hauptamt)

Beförderung zum Stadthauptbrandmeister: Andreas Fähnle, Markus Wolpert (beide Hauptamt)

Ehrung für 15-Jährige Dienstzeit: Daniel Ratter (Abt. Heidenheim), Tobias Brauch, Raphael Weidenbacher (beide Abt. Mergelstetten)

Ehrung für 25-Jährige Dienstzeit: Felix Antoniuk (Abt. Heidenheim), Steffen Hellmann (Abt. Schnaitheim), Andreas Hackel (Abt. Mergelstetten), Angelika Seebich (Abt. Großkuchen), Peter Gumper, Steffen Weber (beide Abt. Kleinkuchen)

Ehrung für 40-Jährige Dienstzeit: Rainer Spahr (Hauptamt), Thomas Baß, Roland Lehnert (beide Abt. Heidenheim), Klaus Hagmeyer (Abt. Oggenhausen), Andreas Launer (Abt. Großkuchen), Uli Hillinger (Abt. Kleinkuchen)

Ehrung mit dem Ehrenkreuz des Kreisfeuerwehrverbandes Heidenheim: Benjamin Baamann (Abt. Schnaitheim), Michael Schmauder, Michael Thiele (beide Abt. Mergelstetten), Benjamin Sätzler (Abt. Kleinkuchen)

Ehrung mit der Ehrennadel der Kreisjugendfeuerwehr Heidenheim: Florian Maier (Abt. Großkuchen)

Ehrung mit der Ehrennadel in Silber der Jugendfeuerwehr Baden-Württemberg: Daniel Katzer (Abt. Schnaitheim)

Verabschiedungen: Holger Schanzel (Abt. Oggenhausen) nach 28 Dienstjahren. Hans Hieber (Abt. Abt. Kleinkuchen) nach 47 Dienstjahren. Günther Schwenk (Abt. Kleinkuchen) nach 39 Dienstjahren.


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